FUCHSTHONE RELOADED #3 (2021)
PROGRAMM
Nur ein paar Monate nach RELOADED#2 findet im Dezember 2021 schon das 3. Reihenkonzert „FUCHSTHONE RELOADED#3“ statt. Im Herbst 2021 hat sich das Orchester weiterhin intensiv mit dem Einsatz und der spielerischen Umsetzung von Elektronik im orchestralen Kontext beschäftigt. Leider muss aus gesundheitlichen Gründen dieses Konzert dann ohne unserer Expertin für elektronische Tonkollagen und Soundkunst (Eva Pöpplein) stattfinden.
Die Besetzung am 11.12.2021 im Stadtgarten:
Caroline Thon, Christina Fuchs (composition, conduction, arrangement),
Roger Hanschel, Martin Gasser, Veit Lange, Jens Böckamp, Susanne Weidinger (saxophone, clarinets, flutes),
Christian Mehler, John-Denis Renken, Matthias Bergmann, Matthias Schwengler (trumpets),
Philipp Schittek, Matthias Schuller, Matthias Muche (trombones),
Wolf Schenk (basstrombone, tuba),
Zuzana Leharovà (violin),
Barbara Barth (vocal),
Laia Genc (piano),
Andreas Wahl (guitar),
Alex Morsey (bass),
Jens Düppe (drums)
Sehr kurzfristig besinnt sich das Ensemble und seine Leitung auf seine improvisatorischen Fähigkeiten. Das das kompositorische Material wird spontan anders realisiert – ohne Soundcollagen und Computersamples.
Das Ergebnis ist ebenso verblüffend wie überzeugend: das Konzept, die Elektronik (Samples und Sounds) wie ein weiteres Instrument zu betrachten, funktioniert auch im Umkehrschluss: jedes Instrument kann man auch wie „Elektronik“ betrachten.
Folgende Stücke stehen auf dem Programm:
1) SEE THE TRUTH
(Komposition: Caroline Thon)
Diese Komposition (aus dem Jahr 2012) diente ursprünglich der Verarbeitung von Liebeskummer. In der Erkenntnis, das man sich in seinem ersehnten Gegenüber immens getäuscht hat und es längere Zeit nicht wahrhaben wollte muß es erst richtig „weh“ tun, bis man sich der Tatsache stellt.
In der für 2021 adaptierten Version wurde, neben der Überarbeitung der Komposition und der Hinzufügung eines Textes, auch der Inhalt erweitert. Hier geht es jetzt vor allem um den Wunsch, in jeder Begegnung – sei sie auch noch so negativ oder aggressiv – immer fähig zu sein, die hellen Seiten wahrnehmen zu können. Ein hehres Unterfangen … das sich aber lohnt!
2) ICELAND III
(Komposition: Christina Fuchs)
Ein Re-Arrangement der Komposition ICELAND ganz im Sinne des Reloaded Konzeptes: neue Sounds, veränderte Schwerpunkte und SolistInnen geben dem Stück eine andere Erscheinungsform.
Christina Fuchs:
„Seit ich 2021 selbst in Island unterwegs war, auf einigen Gletschern herumgeklettert bin und field recordings gemacht habe, lässt mich das Thema nicht mehr los.“
3) THE BEAUTY – Part II
(Komposition: Caroline Thon)
Caroline Thon:
“ THE BEAUTY ist eigentlich der 2.Satz meiner 4-teiligen Suite HIGH FIDELITY OF MATERIALISM. Die Komposition ist eine Ode an die Natur und beschreibt das staunende Entzücken, zum Beispiel einen plätschernden Bach im Sonnenlicht erleben zu dürfen. Dazu erklingen Zitate des lateinischen Dichters Lucretius, die dessen Eternalismus aber in Frage stellen sollen.
Im Gegensatz dazu erklingt die Melodie einer Langlebenspraxis aus dem tibetischen Buddhismus, in der es um die Ausgewogenheit der fünf Elemente Wasser, Feuer, Erde, Luft und Eisen (Raum) geht.“
4) SYRINX
(Komposition: Christina Fuchs)
Ein Re-Arrangement der Komposition SYRINX ganz im Sinne des Reloaded Konzeptes.
Vogelstimmentranskriptionen als vage Annäherung an einen Waldkathedralensound. Einzelne Vogel-, bzw. Instrumentalstimmen werden in einen harmonischen und rhythmischen Kontext gebracht, die aber letztlich immer Vorlage für Improvisationen sind.
5) LEDNESIP
(Komposition: Caroline Thon)
In dieser Komposition ließ sich Caroline Thon durch die ganz eigenen Klangfarben der Barockmusik inspirieren.
Ein Zeitgenosse des großen Komponisten Johann Sebastian Bach und zugleich der bekannteste Violinvirtuose des Spätbarock, Johann Georg Pisendel (1687 – 1755), hatte eine Violin-Sonate (in D-Dur) komponiert, deren zweiter Satz (Larghetto) die Jazz-Komponistin durch wunderschöne Melodien und eine ganz eigene Harmonik besonders verzauberte.
Ein ineinander verwobenes Melodiegeflecht entwickelt sich scheinbar immer weiter und machte die Identifizierung bestimmter Formteile obsolet. Der Zauber der Musik reisst einfach nicht ab.
Die Komposition „Lednesip“ ist eine Adaption des „Larghetto“ für zeitgenössisches Jazzorchester.
(Komposition: Caroline Thon)
Der ursprüngliche Part III „Conclusion“ aus der dreisätzigen Suite „The truth of J.P.S.?“ ist hier in dieser Version von der Komponistin zu einer eigenständigen Komposition weiter entwickelt und durch zusätzliche Klangfarben und Formteile eines zum Beispiel tangoesk unterlegten Bassklarinettensolos erweitert worden.
Statt eines gesungenen buddhistischen Zitats hat die Hauptmelodie hier nicht der Gesang sondern das Flügelhorn.
Auch setzt Caroline Thon auf harmonische Klangfarben und stringente Entwicklung der musikalischen Struktur. Ein augenzwinkerndes Zitat der Komponistin dazu:
„Ich glaube, ich habe gerade eine eher romantische Phase.“
Photo: Steve Bauch
(Komposition: Christina Fuchs)
Mamoiada ist ein Re-Arrangement der Komposition aus dem Programm RELOADED#1.
Mamoiada ist ein Ort in der Provinz Nuoro auf Sardinien. Von dort stammt der traditionelle Volkstanz „Passu Torrau“. In derselben Gegend ist auch eine Gesangstradition heimisch, die aus vier Tenören besteht.
Christina Fuchs:
„Das Stück ist von der Version „Passu Torrau“ des Quartetts „Tenore Gòine de Núgoro“ inspiriert. Da dieses Konzert ohne die elektronischen Einspielungen stattfand, habe ich die 4 Tenöre durch 4 Posaunen ersetzt.“
FUCHSTHONE RELOADED#3
Mit der Konzertreihe RELOADED# verfolgt das FUCHSTHONE ORCHESTRA in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik / Stadtgarten Köln die konsequente Weiterbearbeitung ihrer Kompositionen in direktem Austausch mit dem Orchester.
Mediaecho:
„Neue Kompositionen, neue Klangfarben: Das FUCHSTHONE Orchestra hat seine Energien aufgefrischt und setzt seine Forschungsreise fort.
Wie ein „Orchestra in progress“ befinden sich die dirigierenden Leiterinnen im ständigen Prozess des Agierens und Reagierens…“